Abschlussfilm SPREE & weitere Highlights

Appetitliche Gummimonster, verwesende Schweine & hektoliterweise Körperflüssigkeiten

Was macht ihr, wenn leckere Meeresfrüchte, eigentlich gedacht als Schrein-Opfergabe, plötzlich verschwinden und wenig später als gewaltige Kaiju Tokio in Schutt und Asche legen? Ganz genau: Zurücklehnen und genießen!

Der köstliche Gummimonster-Film MONSTER SEAFOOD WARS des japanischen Kultregisseurs Minoru Kawasaki ist eines von über 40 Filmhighlights, die wir euch von 17. bis 27. September kredenzen werden.
Heute haben wir aber nicht nur weitere wunderbare Filmtitel für euch – wir verraten auch unseren Abschlussfilm. Enjoy!

Closing Film: SPREE

R: Eugene Kotlyarenko | US 2020 | DCP | eOV | 93 min
mit Joe Keery, Sasheer Zamata, David Arquette

Der Influencerismus mit seinen schnellen Likes und steilen Spikes in der sozialmedialen Aufmerksamkeitsökonomie liefert den Hintergrund für diese gallige Gesellschaftssatire, in der ein junger psychopathischer Rideshare-Fahrer seine unterirdische Follower-Anzahl via Mordserie in die Höhe zu treiben versucht. Stranger Things-Star Joe Keery gibt diesem Kurt aka „KurtsWorld96“ so manische wie verzweifelte Gestalt, für immer gefangen in einer Downward Spiral aus Feedback-Loops, Hashtags und Refollow-Bemühungen, während Spree, zu einem Guttteil gefilmt auf GoPro- und Handykameras, die Social Media-Sphäre gnadenlos und brachial dekonstruiert. Ein Film du jour.

Weitere Filmhighlights

SCHWEINCHEN
Gäste: Jörg Buttgereit und Michal Kosakowski

R: Jörg Buttgereit | DE 2020 | DCP | OmeU | 20 min
mit Dr. Mark Benecke

Definitiv nichts für sensible Mägen (und Gemüter) ist der Kurzfilm SCHWEINCHEN, der in Anwesenheit von Jörg Buttgereit (Regie) und Michal Kosakowski (Produktion, Schnitt) präsentiert wird. Der rund 20-minütige forensische Dekompositionsfilm, der beim SLASH als Österreich-Premiere und erst zweites Screening weltweit zu sehen ist, dokumentiert eine von Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke durchgeführte visuelle Verwesungsstudie: verstörend und faszinierend zugleich – typisch Buttgereit eben. Wer sich an Buttgereit und seiner Motivik aus Nekrophilie, Suizid, (Selbst-)Verstümmelung und filmischen Monsterfiguren nicht sattsehen kann, wird mit einem fetten Nachschlag versorgt: SLASH zeigt neben SCHWEINCHEN auch eine Auswahl früher Kurzfilme der Berliner Underground-Ikone.

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MONSTER SEAFOOD WARS (OT: San Daikaijû Gurume)
R: Minoru Kawasaki | JP 2020 | DCP | OmeU | 84 min
mit Yûya Asato, Ayano Yoshida Christie, Hide Fukumoto, Kei Grant, Hikomaro, Masami Horiuchi, Gota Ihashi

Der japanische Kultregisseur Minoru Kawasaki fertigt bereits seit Jahrzehnten entzückendste Gummimonster-Filme in Heim- und Handarbeit. Auch aufgrund der überschaubaren Budgets kann er sich dann all jene Freiheiten erlauben, die sein Kino in die Meisterklasse aufsteigen lassen. Denn wann hat man schon gesehen, dass sich zwischen Monster-Attacken eine florierende Gourmet-Disziplin entwickelt, die ausschließlich abgesäbelte Teilstücke der leckeren Kaiju verkocht? Eben!

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BE WATER
R: Bao Nguyen | US/UK 2020 | DCP | OmeU | 104 min
mit Jan-Fai Lee, Shannon Lee, Linda Lee Cadwell

Filme aus dem Fernen Osten werden beim SLASH seit jeher groß gefeiert. Einen besonderen Leckerbissen für alle Fans des Martial-Arts-Kinos unter euch zeigen wir heuer mit der Bruce-Lee-Dokumentation BE WATER. Bruce Lee, nach wie vor gewaltigste Martial Arts-Ikone überhaupt, wurde in Hollywood aufgrund seines asiatischen Aussehens in Nebenrollen verheizt und erst nach seiner Rückkehr nach Hong Kong zuerst dort und dann überall zum Superstar. Bao Nguyens emphatische, intelligente und mit Dutzenden raren Archiv-Materialien ausgestattete Dokumentation erforscht die außergewöhnliche spirituelle Ausprägung seiner Kampfkunst mit dem Mantra BE WATER im Zentrum und lässt Zeitgenoss*innen, Familie und Freund*innen über die Kraft und Wirkmacht dieses Schlüsselkünstlers des 20. Jahrhunderts erzählen.

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FIST OF FURY (OT: Jing wu men)
R: Wei Lo | HK 1972 | 35 mm | OmeU | 105 min
Bruce Lee, Nora Miao

Außerdem zu sehen: Bruce Lees legendärer Streifen FIST OF FURY. Ein Welterfolg des Martial Arts-Kinos, geschnitzt aus historischem Material, befeuert von atemberaubenden Kampf-Choreografien, grundiert von Bruce Lees Talent und Charisma. Schauplatz ist Shanghai zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der Tod des Kampfkunst-Meisters und chinesischen Volkshelden Huo Yuanjia stürzt seinen Adepten Chen Zhen in tiefe Trauer. Nachdem die Mitglieder eines Dojos der japanischen Kolonialisten den Verstorbenen beleidigen, muss die FIST OF FURY zuschlagen. Die nationalistische Stoß-, Tret- und Schlagrichtung des Films mißfielen Bruce Lee im Nachhinein, doch läuft er darin zum ersten Mal zur Hochform (mit Nunchakus!) auf. Legendär!

Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseum.

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SHAKESPEARE’S SHITSTORM
R: Lloyd Kaufman | US 2020 | DCP | eOV | 94 min
mit Catherine Corcoran, Kate McGarrigle, Amanda Flowers, Erin Patrick Miller, Abraham Sparrow

Die Luxusyacht eines Pharmakonzerns wird auf der Überfahrt nach Nordkorea von einem gewaltigen und sehr wörtlich zu nehmenden Shitstorm zerstört. Die Überlebenden stranden in Tromaville, wo der geniale Wissenschaftler Prospero Rache nehmen will an all jenen Unternehmer*innen, die unmoralisches Kapital schlagen aus seinen gemeinnützigen Forschungen. Troma-Chef Lloyd Kaufman adaptiert in seinem laut Eigenaussage letzten Film Shakespeares „Der Sturm“ als blitzgescheite, vulgäre und anarchische Gross Out-Satire auf die Corporate Culture und ihre Steigbügelhalter inklusive hektoliterweise Körperflüssigkeiten, Musical-Einlagen, Mutanten und dem schönsten Anilingus der Filmgeschichte. Ein Tromasterpiece!

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12 HOUR SHIFT
R: Bea Grant | US 2020 | DCP | eOV | 86 min
mit Angela Bettis, David Arquette, Chloe Farnworth, Mick Foley, Dusty Warren

Arkansas, 1999: Dass Menschen im Gesundheitswesen überarbeitet und unterbezahlt sind, davon kann Krankenschwester Mandy zu Beginn einer weiteren Zwölf-Stunden-Schicht ein Lied singen. Zwei Dinge bereichern den tristen Alltag der zynischen Grantscherb’n: Im Spital kommt sie gratis an Drogen und die Organe von Verblichenen vercheckt sie an die Mafia. Als ihre vertrottelte Cousine eine Niere verschusselt, daraufhin die Gauner mit geladenen Knarren antanzen und noch dazu ein Mehrfachmörder auf ihre Station verlegt wird, implodiert Mandys Welt. 12 Hour Shift brennt ein Feuerwerk aus tiefer gelegten Schmähs ab, während das famose Ensemble um Angela Bettis, darunter auch David Arquette, zur Hochform aufläuft.