Fantastic Shorts & fantastische Langfilme

Groteske Delikatessen, liebestolle Fahrgeschäfte & wunderbare Festivalgäste

 

Das SLASH Filmfestival nähert sich in monstermäßig großen Schritten! Heute in vier Wochen, am 17. September, zünden wir ein elftägiges Leinwandfeuerwerk aus Grauen, Fantastik und Wahnsinn, bei dem ein Filmhöhepunkt den nächsten jagt. Das handverlesene Festivalprogramm umfasst nun rund 50 Lang- und 40 Kurzfilme – von der Weltpremiere bis zu Genreklassikern. Es wird wild, es wird beklemmend, es wird komplett durchgeknallt, erstaunlich scharfsinnig und definitiv sehr, sehr blutig.

Wir können’s gar nicht erwarten, dass es los geht und freuen wir uns unendlich viel auf euch <3 Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß beim Entdecken der nächsten Filmhighlights!

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Der Fantastische Kurzfilm beim SLASH

„FANTASTIC SHORTS“ Kurzfilmwettbewerb

Einen Querschnitt des Fantastischen Films in all seiner Großartigkeit bietet der internationale Kurzfilmwettbewerb „Fantastic Shorts“ – und dieser ist erfreulicherweise auch im Ausnahmejahr 2020 grenzenlos. Aus zahlreichen Einreichungen schafften es 18 herausragende Arbeiten aus elf Ländern in die Endauswahl. Wer gewinnt und mit dem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro – gestiftet vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft Österreich – nach Hause geht, bestimmt ihr per Publikumsvoting.

Dark Delicacies, Jörg Buttgereit & mehr Großartigkeiten

Und auch abseits des Wettbewerbs wird der Fantastische Kurzfilm beim diesjährigen SLASH ganz besonders zelebriert: Da wäre zum einen der Kurzfilm SCHWEINCHEN von Jörg Buttgereit sowie eine Retrospektive früher Buttgereit-Kurzfilme. Außerdem auf dem Programm: Dark Delicacies. Das mehrgängige filmische Menü aus neun Kurzfilmen ist ein Muss für all jene mit einem absonderlichen Appetit, kannibalischen Gelüsten und Heißhunger auf bizarre Gaumenfreuden. Es wird ein wahrer Augenschmaus – versprochen!

Bild oben: GOOD NIGHT LITTLE TOMATO (R: Cyprien Nozières, FR 2020) – Screening im Rahmen der „Dark Delicacies“

Weitere Filmhighlights

JUMBO
R: Zoé Wittock | FR/BE/LU 2020 | DCP | OmeU | 93 min
mit Noémie Merlant, Emmanuelle Bercot, Sam Louwyck

Jeannes Leben dreht sich im Kreis. Die in sich gekehrte junge Frau lebt immer noch bei ihrer lebenslustigen Mutter und jobbt in einem Vergnügungspark als Putzkraft. Als sie dort zum ersten mal die brandneue Hauptattraktion, das hochmoderne Karussell „Jumbo“ entdeckt, ist es um Jeanne geschehen. Das Fahrgeschäft kommuniziert mit seinen Blinklichtern und wenn die Liebste sich an die Hartplastikschalensitze schmiegt, fließt das Schmieröl in Strömen. JUMBO ist eine gefühlvolle Coming of Age-Fantasie und beherzter Toleranz-Appell: Danach ist eine Fahrt mit dem Karussell nicht mehr dieselbe wie davor.

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BECKY
R: Jonathan Milott, Cary Murnion | US 2020 | DCP | eOV | 93 min
mit Lulu Wilson, Kevin James, Joel McHale, Robert Maillet

Seit dem Krebstod ihrer Mutter hat die 13-jährige Becky einen Dauer-Grant auf die Welt im allgemeinen und ihren Vater im speziellen, der ihr eröffnet, dass er seine neue Partnerin nicht nur ehelichen, sondern mit ihr und ihrem Sohn ins Familien-Heim ziehen will. Innerfamiliäre Streitigkeiten treten aber in den Hintergrund, nachdem ein Quartett aus Schwerverbrechern ins Haus eindringt. Beckys Wut erweist sich schnell als instrumental im zunehmend blutigen Abwehrkampf mit den Kriminellen. Das patente Regie-Duo Jonathan Milott und Cary Murnion hat merklich großen Spaß mit diesem tragisch unterbauten, komödiantisch aufgezogenen Coming of Age-Splattermärchen.

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IMPETIGORE (OT: Perempuan Tanah Jahanam)
R: Joko Anwar | ID 2019 | DCP | OmeU | 106 min
mit Tara Basro, Marissa Anita, Asmara Abigail, Ario Bayu, Christine Hakim

Nachdem Großstädterin Maya von einem derangierten Fremden auf offener Straße mit einer Machete attackiert wurde und der Angreifer ihr Heimatdorf erwähnte, reist sie mit ihrer besten Freundin dorthin und damit gleichsam in ihre mysteriöse Vergangenheit. Die jungen Frauen geben sich als Studentinnen auf Recherche aus, doch je mehr Schichten von Mayas Familiengeschichte sie freilegen, desto gefährlicher und unheimlicher wird es. Der indonesische Genrekino-Großmeister Joko Anwar zieht in diesem bildgewaltigen, brutalen Folk-Horrorthriller erneut alle Register seines Könnens und inszeniert einen schwitzigen, farbsatten Dschungel-Schocker. Nichts für Zartbesaitete!

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DETENTION (OT: Fan Shiao)
R: John Hsu | TW 2019 | DCP | OmeU | 103 min
mit Gingle Wang, Meng-Po Fu, Jing-Hua Tseng, Cecilia Choi, Hung Chang Chu, Yue-Ti Liu

Taiwan, 1962: Das Kuomintang-Regime verfolgt politische Gegner*innen und Dissident*innen, auch an Ray-shins Schule herrscht eine Atmosphäre der Angst. Dennoch trifft sie sich regelmäßig mit anderen Freidenker*innen im Buchclub von Lehrer Ming-hui. Als dieser spurlos verschwindet, macht sie sich gemeinsam mit einem Klassenkameraden auf die Suche nach ihm. Doch in der Nacht verwandelt sich das Schulgebäude in ein Albtraum-Labyrinth, in dem Geister seufzen, durch das Dämonen wandern. DETENTION, die Verfilmung des gleichnamigen Videospiels, zeigt politischen Terror als Horrorvision: Einer der intelligentesten Genrefilme des Jahres.

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BEAUTY WATER
R: Kyung-hun Cho | KR 2020 | DCP | OmeU | 85 min
mit den Stimmen von Nam-sook Moon, Min-hyuk Jang, Hyun-jung Cho, Bo-young Kim

Als mollige Frau ist es Yaeji bereits gewohnt, dass sich alle über sie lustig machen. Aber nachdem sie in den sozialen Medien bloßgestellt wird, ergreift sie eine drastische Maßnahme und lässt sich zu einer riskanten Behandlung mit dem Titelgebenden Beauty Water überreden. Nach der Anwendung entspricht sie exakt dem Schönheitsideal und wird zum gefragten Star-Model, jedenfalls bis sich die ersten Nebenwirkungen zeigen. Kyung-hun Chos erste abendfüllende Animation ist ein beißender Kommentar auf den Beauty-Wahn in Südkorea und andernorts, formuliert als saftiges Body Horror-Stück zum unendlichen Themenfeld des Schein und Sein in der digitalen und analogen Welt.

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THE RISE OF THE SYNTHS
R: Iván Castell | ES/US 2019 | DCP | OmeU | 82 min
mit John Carpenter (Narrator), Rubén Martínez (Synth Rider) sowie den teilnehmenden Musiker*innen

Spätestens seit den Welterfolgen von Nicolas Winding Refns DRIVE und STRANGER THINGS ist Synthwave zum bevorzugten Soundtrack-Teppich für alle Filmemacher*innen geworden, die ihren Arbeiten einen retro-coolen Anstrich verpassen wollen. Ivan Castells passend durchgestylte Dokumentation begibt sich auf eine spannende, launige Zeitreise vom aktuelle Hype um das nostalgisch-gefühlige Genre und bekannte Formationen von Carpenter Brut und Kavinsky hin zu seinen Anfängen in den 70er-Jahren. Jener Indie-Regisseur der damals mit einem minimalistischen, selbst komponierten Soundtrack den Synthwave-Grundstein legte, fungiert auch als Erzähler von THE RISE OF THE SYNTHS: John Carpenter.